
Blinddarmentzündung (Appendizitis)

Die Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist die häufigste, akut zu einer Operation führende Erkrankung des Bauchraumes.
In Deutschland werden im Jahr etwa 130.000 Blinddarmoperationen durchgeführt. Meist tritt die Erkrankung bei Kindern und jungen Erwachsenen auf. Selten sind Kleinkinder und alte Menschen betroffen. Bei diesen beiden Gruppen ist es häufig sehr schwer, die Erkrankung richtig zu diagnostizieren.
Bei der Blinddarmentzündung handelt es sich um die akute Entzündung eines mit vielen kleinen Lymphknoten bestückten schlauchförmigen Anhängsels des Dickdarms am Übergang vom Dünndarm zum Dickdarm im rechten Unterbauch (Wurmfortsatz). Die Entzündung wird meist durch Krankheitserreger verursacht, kann jedoch auch durch die Verstopfung des Wurmfortsatzes mit Kotsteinen, Fremdkörpern oder selten einen Wurmbefall hervorgerufen werden. Etwa sieben bis acht Prozent der Bevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland erkranken im Laufe ihres Lebens an einer Blinddarmentzündung. Eine Blinddarmentzündung geht meist mit heftigen Schmerzen im rechten Unterbauch, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit einher.
Bei Kleinkindern, alten Menschen und bei schwangeren Frauen verläuft die Entzündung oft uncharakteristisch mit wechselnden, nicht sehr starken Bauchschmerzen und allgemein weniger ausgeprägten Beschwerden, sodass die richtige Diagnose bei diesen Menschen oft schwierig ist. Ist die Erkrankung nur gering ausgeprägt, so kann es dem Immunsystem durchaus gelingen, die Entzündung einzugrenzen und zu einer spontanen Abheilung zu kommen. Eine ausgeprägte Entzündung kann jedoch auch zum Platzen des Blinddarms führen, woraufhin sich Krankheitserreger und Eiter in den Bauchraum ergießen: Es kommt dann zu einem abgegrenzten Abszess oder zu einer Bauchfellentzündung. Diese Krankheitsbilder sind unbehandelt lebensbedrohlich.
Untersuchung und Behandlung
Am wichtigsten ist eine sorgfältige und ausführliche Befragung des Patienten durch den Arzt sowie die Untersuchung des Bauches mit den Händen. Dann folgen Ultraschalluntersuchung oder Computertomographie und Blutuntersuchungen. Wird die Diagnose einer Blinddarmentzündung gestellt, so erfolgt nach heutigem Standard die Entfernung des Blinddarmes.
Am sichersten gelingt dies über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie). Der Blinddarm kann dabei betrachtet werden. Es kann jedoch auch die Umgebung des Blinddarms, der gesamte Bauchraum, ausführlich inspiziert werden. Sollte sich zeigen, dass der Blinddarm nicht Ursache der Beschwerden ist, so können häufig per Bauchspiegelung die tatsächlichen Ursachen der Beschwerden gefunden und beseitigt werden. Früher wurde der Blinddarm über einen Schnitt im rechten Unterbauch mit den Fingern gewissermaßen blind hervorgeholt, eine sorgfältige Untersuchung des Bauchraumes unter Sicht erfolgte nicht. Diese Methode sollte in Deutschland der Vergangenheit angehören!
Manche Blinddarmentzündungen heilen spontan ab. Daher wurde in großen Studien untersucht, ob es Alternativen zur Operation bei der Blinddarmentzündung gibt. Erstaunlicherweise zeigt sich dabei, dass viele Blinddarmentzündungen unter einer Krankenhausbehandlung mit Antibiotikagabe, Infusionsbehandlungen und Schonung ohne Operation abheilen. Auch kommt es nur in wenigen Fällen zum Wiederauftreten der Entzündung. Wenn diese Ergebnisse bestätigt werden, könnte es sein, dass künftig die Diagnose Blinddarmentzündung nicht mehr automatisch zu einer Operation führt. Vielleicht gelingt es uns herauszufinden, welche Patienten mit einer Blinddarmentzündung operiert werden sollten und welche zuverlässig ohne Operation behandelt werden können.