
Divertikulitis des Dickdarms

Als Divertikel bezeichnet man in der Medizin Ausstülpungen der Wände von Hohlorganen. Die klassischen Hohlorgane unseres Körpers sind der Verdauungstrakt vom Rachenraum bis zum Enddarm, Harnleiter, Harnblase. Mit der „Divertikelkrankheit“ ist ganz überwiegend die Divertikelkrankheit des Dickdarms gemeint. Sie entstehen, wenn sich die Schleimhaut (Innenschicht) des Dickdarms nach außen stülpt. Überwiegend treten Dickdarmdivertikel im Krummdarm auf. Während manche Menschen keine Divertikel haben, findet man bei vielen Menschen im gesamten Dickdarm (mit Häufungen im Krummdarm) einzelne bis hunderte von Divertikeln. Sie entstehen im Laufe des Lebens, abhängig von den Ernährungsgewohnheiten der Betroffenen.
Lebensbedrohliche Komplikationen
Kommt es zur Entzündung eines Divertikels, spricht man von der Divertikulitis. Sind nur wenige Divertikel betroffen, heilt die Krankheit meist innerhalb weniger Tage aus. Die Entzündung eines Divertikels kann jedoch auch auf das benachbarte Gewebe (meistens das Fettgewebe um den Darm) übergreifen. Es können sich kleine Abszesse (Eiteransammlungen) bilden. Sind Divertikel in der Nachbarschaft der freien Bauchhöhle betroffen, so kann eine fortschreitende Entzündung zum Platzen des Divertikels führen und es ergießt sich Eiter und Darminhalt in die freie Bauchhöhle. In diesem Fall entsteht eine Bauchfellentzündung, welche lebensbedrohlich ist.
Die Diagnose einer Divertikulitis wird der erfahrene Viszeralmediziner anhand der Schilderung des Patienten, durch Abtasten des Bauches und Ultraschalldiagnostik stellen. Die meisten Divertikelerkrankungen können ohne Operation behandelt werden. Bei der einfachen Divertikulitis reicht schon eine Nahrungskarenz mit ausreichender Trinkmenge (Tee, Wasser), um die Erkrankung zum Abheilen zu bringen. Antibiotika werden in diesem Falle häufig gegeben, sind jedoch nach heutigem Kenntnisstand verzichtbar. Das Gleiche gilt für entzündungshemmende Medikamente, wie sie bei chronischen Darmentzündungen eingesetzt werden. Platzt ein Divertikel und verursacht so eine Bauchfellentzündung, muss umgehend eine Infusionsbehandlung mit Antibiotika beginnen und es muss sehr zügig eine Operation erfolgen. Erfolgt die Operation schnell, so kann diese meist über eine Bauchspiegelung mit Entfernung des betroffenen Darmabschnittes und ohne künstlichen Darmausgang vonstatten gehen.
Früher galt die Regel, dass bei wiederholten Divertikelentzündungen der Krummdarm zu entfernen sei. Heute wissen wir, die meisten dieser Operationen sind überflüssig. Nur selten muss der Krummdarm entfernt werden. Diese Frage – Operation ja oder nein – ist ein gutes Beispiel dafür, dass Patienten sich immer noch einer zweiten, unabhängigen Spezialistenmeinung bedienen sollten, bevor sie in eine Operation einwilligen.